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Wir haben Glück im Unglück (Folge 5)

von Marilen Schwald auf August 22, 2022

Wir verbringen noch einen dritten Tag in der Toskana. Auch wieder nicht soweit entfernt, fahren wir nach einem ereignisreichen Aufenthalt bei Peteglia ab. Über Stock und Stein finden wir zu ‘Lisini’. Auch auf dieser Fahrt sind wir mal wieder froh, mit Paul und nicht einem geschniegelten Auto unterwegs zu sein.

Bei unserer Ankunft treffen wir gleich noch auf Carlo Lisini. Er führt das traditionelle Weingut. Als alter Camper ist er von Paul begeistert und zeigt uns, wo wir heute Nacht schlafen dürfen. Bevor er gleich nach Florenz los düst, überreicht er uns noch eine Flasche ‘Rosso di Montalcino DOC’ zum Abendessen.



Ein bisschen später kommt seine Tochter Francesca. Sie ist hochschwanger und arbeitet aktuell eigentlich nicht mehr. Mit Stolz zeigt sie uns aber das Weingut und erzählt uns viele Geschichten von der langjährigen Wein-Tradition der Familie Lisini. Es ist eines der letzten familiär geführten Weingüter der Region.



Lisini gärt seine Weine im Beton-Tank, danach folgt der Ausbau in grossen slowenischen Eichenfässern. Der ‘Brunello di Montalcino DOCG Ugolaia’ gefällt uns besonders gut.



Dieser ist Lisinis Spitzenwein und nach seinem Terroir ‘Ugolaia’ benannt. Eine akribische Auswahl der besten Trauben werden nur in sehr guten Jahren vinifiziert. Entsprechend werden nur wenige Flaschen davon produziert. Es ist ein wunderbarer, qualitativ hochwertiger Brunello, welcher besonders gut zu gereiftem Pecorino-Käse, Salami, Salsiccia, geschmortem rotem Fleisch oder Wild passt.



Nach drei wunderbaren Tagen in der Toskana fahren wir heute wieder nordwärts in die Emilia-Romagna. Dieses Mal in den eher westlichen Teil der Region.

Vor ein paar Tagen haben wir auf dem Weingut von Drei Donà Giorgia und Francesco kennengelernt. Heute steuern wir also ihr Weingut ‘TerraQuilia’ an. Sie produzieren Naturweine ohne zusätzliche Sulfite und sind auf Schaumweine spezialisiert. Bei ihnen lernen wir den Lambrusco kennen. Lambrusco ist ein Wein aus der Emilia-Romagna, der aus der Rebsorte gleichen Namens gekeltert wird. Es ist ein perlender, fruchtiger Rotwein – ja, richtig gelesen – ein ROTwein mit Sprudel. Traditionellerweise wird dieser lieblich (ca. 40 bis 50 g/l Restzucker) ausgebaut. Bei TerraQuilla aber trocken (brut nature). 

Brut Nature

0-3 g/L

Extrem Trocken

X-Brut

3-6 g/L

Extra Trocken

Brut

6-12 g/L

Trocken

Extra Dry

12-17 g/L

Halbtrocken

Dry

17-32 g/L

Halbtrocken

Demi Sec

32-50 g/L

Halbtrocken
Dolce / Doux 50+ g Süss



Nach der Degustation zeigt uns Francesco noch den Weinkeller. Eine riesengrosse Halle mit modernster Ausstattung erwartet uns.



Paul steht heute wunderschön direkt neben den Rebbergen und wir geniessen einen Sonnenuntergang bei immer kühler werdenden Temperaturen. Wir müssen sogar das erste Mal seit Langem einen Pulli überziehen und schlafen danach herrlich ein.



Unser Frühstück geniessen wir an perfekter Lage mit Blick auf die Rebberge. Danach verabschieden wir uns von Francesco und Giorgia. Heute fahren wir weiter nördlich, bleiben aber in der Emillia-Romagna. Unser Ziel ist unser letzter Stop bevor es zurück nach Lavena geht: das Weingut ‘La Tosa’.

Wir sind unterwegs und heute ist es mal wieder brutal heiss. Wir haben nasse Tücher für Thilo dabei und sind gerade sehr froh, dass wir einen kleinen Kühlschrank im Paul haben. Dieser Abschnitt unserer Reise ist mühsam und nicht so schön, wie die Landschaften, die wir in den letzten Tagen gesehen haben. Wir sind mitten im Industriegebiet, nahe bei Piacenza.

Aber bald haben wir es geschafft und sind wieder von schönen Rebbergen umgeben – so denken wir. Denn ungefähr 45 min. vor unserem Ziel knallt es plötzlich unter der Motorhaube und etwas fliegt aus Paul raus auf die Strasse. Nach einem prüfenden Blick stellt Beat schnell fest, dass die Riemenscheibe am Alternator fehlt und so unser Wasser nicht mehr kühlt und die Batterie nicht mehr laden kann. Er sucht das Teil vergebens auf der Strasse. Wir rollen (Beat schiebt und Marilen ist zum ersten Mal am Steuer von Paul – it’s something!) die Ausfahrt runter in den weit und breit einzigen Schatten von der darüberliegenden Autobrücke. Beat versucht den Keilriemen zuerst mit Kabelbindern und dann mit einem Strumpf von Marilen (vielleicht würde es ja mal kalt werden auf der Reise?!?) zu ersetzen. Wir schaffen es im Schneckentempo jeweils 5 bis maximal 10 min. ohne, dass der Motor überhitzt in die nächste Garage. Vor Ort sind alle sehr bemüht, uns zu helfen, aber die richtigen Ersatzteile fehlen überall.



Was nun? Es ist schon Nachmittag und wir kommen nicht wirklich voran. Es ist heiss und auf dem Industriegelände hat es kaum Schatten, wo wir uns mit Paul hinstellen und für die Nacht einrichten könnten.

STOP! Beat entdeckt einen anderen Land Rover (Defender TD4) auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Er schafft es, diesen anzuhalten. Francesco steigt aus dem deutlich moderneren Modell aus und hilft uns bereitwillig – denn von Land Rover Fahrer zu Land Rover Fahrer zählt “siamo amici”. Er telefoniert mit verschiedenen Personen. Ein bisschen später taucht ein Mann auf, der anscheinend die halbe Stadt kennt und gut Englisch spricht – er organisiert alles für uns. Leider kann uns über’s Wochenende niemand Paul reparieren oder die Ersatzteile organisieren, aber für Montag hat er den besten Mechaniker auf 8 Uhr bestellt. Der Helfer schleppt uns nun in ein nahe liegendes Hotel, welches auch bereits für uns reserviert ist, ab.

Wir müssen unsere Weinreise unterbrechen und schaffen es heute leider nicht zu La Tosa. Wir verbringen das Wochenende also hier im Hotel und hoffen, dass wir am Montag unsere Heimreise nach Lavena antreten können.

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